29.08. Gedenktag der Enthauptung des Johannes -Historischer Teller in St. Anton

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Am Sonntag, den 29.08. stellen wir in der Grabeskirche einen kostbaren, ca. 400-500 Jahre alten Johannesteller aus. Sie können ihn vormittags von 10 – 12 Uhr und abends ab 18.00 Uhr (vor der Abendmesse mit Pfr. Schlütter) besichtigen.

Johannesschüsseln zeigen das abgeschlagene Haupt des Johannes Baptist in einer Schüssel liegend, gemäß der biblischen Überlieferung, nach der Herodes Antipas es der Tochter seiner Frau Herodias übergeben ließ (Mt 14, 11 und Mk 6, 28). Danach soll die Tochter, von ihrer Mutter angestiftet, von Herodes den Kopf Johannes’ des Täufers als Belohnung für einen Tanz gefordert und erhalten haben.

Nach den Evangelien wurde Johannes ins Gefängnis geworfen, kurz nachdem er Jesus getauft hatte, d. h. zu Anfang der öffentlichen Wirksamkeit Jesu (Mt 4,12 EU, Mk 1,14 EU, Lk 3,19–20 EU). Der Grund für die Gefangennahme war nach den Evangelien, dass Johannes Herodes Antipas dafür kritisiert hatte, dass er seine erste Frau verstoßen und die Frau seines Bruders geheiratet hatte. Nach Flavius Josephus (römischer Geschichtsschreiber) war der Grund seiner Inhaftierung, dass Herodes fürchtete, „das Ansehen des Mannes, dessen Rat allgemein befolgt zu werden schien, möchte das Volk zum Aufruhr treiben“. Die Hinrichtung erfolgte wahrscheinlich im Jahre 28/29 oder 31/32 und nach den Evangelien am Geburtstag des Herodes Antipas, dessen genaues Datum bis heute unbekannt ist. Ein kirchlicher Gedenktag „Enthauptung des heiligen Johannes des Täufers“ wird am 29. August gefeiert.

Die Schüsseln dienten als Andachtsgegenstände, vor denen auch bei Kopf- und Halsschmerzen gebetet wurde (Johannes d. T. wird auch als Helfer bei Kopfschmerzen angerufen).

Eine sehr gute, mehrfarbige Darstellung des Johanneshauptes in einer Schüssel befindet sich in unserer Grabeskirche St. Anton. Paul Clemen1 datiert sie als niederrheinische Arbeit vom Ende des 15. Jahrhunderts „mit auffallendem Realismus“. Andere Datierungen geben die Entstehung mit „um 1600“ 2 an. Der Teller wurde 1969 restauriert.

Das ca. 10 cm große Haupt des Täufers „mit erstarrten Zügen, geschlossenen Augen, spitzer Nase, halboffenem Mund, der unter der krampfhaft heraufgezogenen Oberlippe die Zähne zeigt, liegt auf einer flachen Schüssel von 36 cm Durchmesser. Charakteristisch ist die Behandlung der in einzelnen Strähnen zusammengetreten Haare und des schwarzen Bartes. Eine ähnliche Arbeit (befindet sich) in der Christopskirche zu Roermond, in Süchteln und in Bracht.“1,2

Paul Clemen beschreibt die Darstellung als „Opferteller“, wahrscheinlicher ist aber die Verwendung als Andachtsbild, das evtl. nur bei besonderen (Johannes-) Festen ausgestellt wurde.

Interessant ist auch die Geschichte des Tellers. Paul Clemen führt sie 1891 auf als „im Pfarrhaus“ befindlich. Offenbar ist sie danach irgendwie nach Kempen abgegeben worden (vielleicht in die Sammlung Kramer?). Der kunstsinnige Pfarrer Gisbert Kanders 3 (Pfarrer in St. Anton vom 14.08.1921 – 1.06.1954) hat die inzwischen verstreuten Kunstwerke aus der alten Kirche St. Anton wieder „eingesammelt“. Zur Johannesschüssel schreibt er, dass er die „nach Kempen verschleppte“ Arbeit, nach zähen Verhandlungen mit dem dortigen Bürgermeister, 1923 wieder zurückbekommen hat 4.

Später hing sie in der Nähe des Taufbeckens in der Kirche (ehemaliger Ausgang Kranenbruch-Seite 1491-1897) , dann hatte sie einen Platz in der Sakristei. Jetzt nach der Umgestaltung von St. Anton zur Grabeskirche wird sie wegen ihrer Kostbarkeit nur noch an besonderen Festtagen, z.B. am 29.08. zur Erinnerung an die Enthauptung, ausgestellt.

Anmerkungen und Quellen:

  1. Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 1. Band / Kreis Kempen, Düsseldorf 1891, S. 7
  2. Eva Brues: Die Kunstdenkmäler der Gemeinde Schwalmtal… i: Heimatbuch des Kreises Viersen 1987, S. 29
  3. Gisbert Kanders kam 1921 als Pfarrer nach Amern St. Anton, vgl. Heimatbote Schwalmtal 2021, S. 57f.
  4. Pfarrchronik von Amern St. Anton 1921-1954, geführt von Pfarrer Kanders, Eintrag zu 1923

Franz-Josef Cohnen & al.